Philosophische Gesellschaft Bern - Kolloquium 2001: "Kant, der Geist und die Moderne"
Unitobler, Lerchenweg 36, 3009 Bern - Donnerstag, 21. Juni 2001, ab 14 Uhr

'Von Kant lernen Roboter zu bauen - Wie Robotik-Forscher die Analytik der Begriffe lesen könnten'

Marco C. Bettoni

Zusammenfassung

Ausgehend von früheren Experimenten des Autors in denen Kants Erkenntnistheorie mit Kognitionswissenschaften und Wissenstechnologie (computerbasiert) verknüpft wurde, skizziert diese Arbeit eine neue Leseweise von Kants Kritik der reinen Vernunft, die Dank ihrer Wurzeln in der Kybernetik auf die Bedürfnisse von Wissenschaftlern - die autonome Roboter konstruieren und bauen - zugeschnitten ist.

Wir behaupten, daß "a priori Erkenntnisse" - so wie sie Kant erklärt hat - in einem Roboter der sein Welt-Modell erwerben muß, eine wesentliche Rolle spielen könnten. Für unsere Argumentation stützen wir uns primär auf die Unterscheidung von zwei Hauptinteressen in Kants erster Kritik, das eine metaphysisch und das andere funktionell. Kant hat sie eng miteinander verflochten dargestellt.

Als Hauptinstrumente der Entflechtung - um sich darüber im klaren zu werden was zur metaphysischen Seite und was zur funktionellen Theorie gehört - schlagen wir das Prinzip der "Operationellen Interpretation" und eine Definition von "Operationeller Erklärung" vor.

Gestützt auf diese Unterscheidung entwickeln wir Vorschläge darüber, wie Robotik-Forscher die' Analytik der Begriffe' lesen könnten, z.B.: 1) daß Kants Antwort auf die Frage der Beziehung zwischen Vorstellung und Gegenstand hervorgehoben und aus funktioneller Sicht neu ausgewertet werden soll; 2) daß Kants Erklärung seiner revolutionären Konzeption von "Objekt" als "operationelle Erklärung" gelesen werden soll; 3) daß Kants Methode der "Zergliederung des Verstandesvermögens selbst" [B 90] ernst genommen werden soll; 4) daß Kants Auffassung von "a priori Erkenntnisse" als erworben nicht unbedeutend sondern im Zentrum seiner funktionellen Erkenntnistheorie steht.

DirOpn.gif (884 Byte)  ©2001, Marco C. Bettoni, FHBB - 11.06.01